Die Wirtschaft in Simbabwe ist in den Händen von Meister-Kriminellen

Von Thandikile Moyo

Während der Regierung der Nationalen Einheit (GNU) von 2009 – 2013 „dollarisierte“ Simbabwe sein Wirtschaftssystem. Wir benutzten, was wir ein „multi-Währung“ System nannten, das bedeutete, dass man jede Währung nach Belieben zur Zahlung benutzen konnte, aber die (fast) offizielle Währung war der US Dollar. Wir bekamen unsere Gehälter in US$ ausgezahlt und Preise wurden in US$ angegeben. 2013 gewann ZANU PF die Wahlen und 2014 fing es an mit fehlendem Kleingeld. Zuerst schien es, dass es zu wenig Münzen gab – das war die Erklärung, die, die Regierung uns auftischte.  Sie erklärte uns, dass wir keine formelle Verträge mit den Ländern hätten, dessen Währungen wir benutzten, deswegen bekamen wir  keine Münzen und kämpften gegen Mangel an Kleingeld.

Am 18. Dezember 2014 führte die Reserve Bank of Zimbabwe die 1, 2 und 5 Cent Münzen ein. Sie nannte sie „Bond Coins“ und behaupteten, sie seien gleichviel wert wie US Dollar Cents da sie durch einen Kredit der Afrexim Bank in Höhe von US$ 50 Mio. gesichert wären. Die Einzelheiten dieses Abkommen wurden nie öffentlich gemacht. März 2015 hatten sie die 50 Cent Münze eingeführt. Da fragten sich viele Simbabwer, ob es noch um Kleingeld ginge. Oder ob die Regierung nicht klammheimlich eine neue Währung einführen wollte. 2016 litt Simbabwe unter Mangel an Bargeld. Die US Dollars waren verschwunden. Simbabwer flehten die Regierung an, der Rand Union beizutreten oder einen Weg zu finden, die US Dollars von dort, wohin sie verschwunden waren, zurückzuholen. Die Bitten trafen auf taube Ohren. Am 28. November 2016 hörten wir tief schockiert, dass die RBZ nicht nur eine $1 Münze sondern auch noch einen $2 Schein  einführte. Diesmal, erklärten sie, waren die Münzen und Scheine  durch einen Kredit von US$ 200 Mio. von der Afrexim Bank gesichert. War es überraschend vom Pressesprecher der IWF zu hören, dass seine Organisation nichts davon wusste?

2 Monte später, wir versuchten uns noch die Einführung des $2 Scheins zu erklären, zirkulierten Scheine zu $5 im Wert von US$15Mio. (so sagte es die Regierung) Wiederum sollten diese Scheine durch einen Kredit der Afrexim Bank garantiert sein und alles sollte 1:1 gleichwertig mit dem US$ sein. Der US Dollar hat Scheine im Wert von 1, 2, 5, 10, 20, 50 und $100. Wenn wir nur Kleingeld gebraucht hätten, wäre alles, was wir benötigt hätten, die ersten Münzen.

Warum $1 und$2 Scheine, wenn wir schon US $ Scheine hatten? Wohin waren die US$ verschwunden, sodass es nötig war, sie mit eigenen Scheinen zu ersetzten? Die ganze Geschichte stank!

Es wurde klar, dass die Regierung uns von vornherein, hatte reinlegen wollen und uns vorgaukeln wollte, dass wir lediglich ein Problem mit Bargeld hatten. Nur war das Problem astronomischer: der US Dollar war verschwunden. Es wurde uns klar, dass die Bond Notes eingeführt wurden, weil die Devisen „abgesaugt“ worden waren und die Regierung dringend den Schaden begrenzen müsste. Es war aber so, dass die Einführung der Bond Notes nicht nur den Mangel an Bargeld nicht beheben konnte: sie schien alles noch schlimmer zu machen. Wir verbrachten 2017 und 2018 beim Stehen in der Schlange vor der Bank, wobei es den meisten von uns nicht gelang, irgendwelches Bargeld zu bekommen, Bond Notes oder US$. Auch wurde dauernd die Summe, die man abheben dürfte, immer kleiner, bis es irgendwann lediglich $50 in Bond Notes die Woche erreichte. Jetzt war der US$ ganz weg. Wer Ersparnisse in US$ hatte kam nicht mehr an sein Geld. Die Regierung behauptete weiterhin, dass die Bond Notes gleichwertig waren mit der US Währung.

Weil es kein Bargeld gab, US$ oder Bond Notes, wurden die Menschen gezwungen, „Plastik Geld“ und Geldtransfers per Mobiltelefon zu nutzen, um Güter und Dienst-leistungen zu bezahlen. Die erste Wahl war Ecocash – durch Ecocash kann man Geld bekommen auf dem Mobiltelefon oder Güter und Dienstleistungen mit dem Telefon bezahlen. Jede Transaktion kostet eine Gebühr. Die zweite Option war die Bankkarte. Damit konnte man Güter und Dienstleistungen bezahlen aber nur in den größeren Läden, Kleinhändler hatten die nötigen Geräte nicht.

Die Krise verschlimmerte sich und immer mehr Händler besorgten sich die Geräte. Es ging aber nicht lange, bis die Bankgebühren ihnen zu teuer wurden. Also gingen die meisten informellen Händler dazu über, Ecocash zu benutzen. Dank dieser Bargeldkrise profitieren Banken und Ecocash enorm. Meinen Sie, sie wollen die Situation ändern? Als es immer deutlicher wurde, dass der Bond Note mitnichten gleichwertig mit dem US$ war, bot der Schwarzmarkt einen „street value“ der Bond Notes gegenüber den US$ an. Wie durch ein Wunder erschien wieder Bargeld. Nicht dort, wo es hätte sein sollen, auf der Bank, sondern auf der Straße.

Schwarzmarkt-Devisenhändler heißen „money changers“, Geldwechsler und seit ihrer Erscheinung haben sie einen endlosen Vorrat an denjenigen einheimischen und ausländischen Währungen, die aus den Banken verschwunden waren. Keck zeigen sie und handeln mit dicken Bündeln von US$, südafrikanischen Rand und funkelnagelneuen Bond Notes, manche noch in der Packung mit „Reserve Bank of Zimbabwe“ drauf. Von wem haben sie die?

Die Geldwechsler bieten zwei Dienstleistungen an. Sie verkaufen Bond Notes an Menschen, die Bargeld brauchen, weil es immer noch Händler gibt (und die Busse in Harare), die keine Karten oder Ecocash Zahlungen annahmen. Bargeld wird mit einem Aufschlag von 30% verkauft. Zum Beispiel möchte jemand $100 Bond Cash haben, muss er $130 per Ecocash an den Geldhändler schicken. Die Gebühren wechseln täglich. Geldwechsler kaufen und verkaufen auch Devisen. 2018 kostete US$ 100, $300 Bond Notes. Heute (Juni 2020) kriegt man für US$100 ZW$2 200. Diese Schwarzmarktgeldwechsler arbeiten bei Tageslicht und sind durch die dicke Bündeln Bargeld erkennbar, mit denen sie wedeln,  um von Kunden gesehen zu werden. Regierungsbeamte, die die meisten Menschen als Quelle des Geldes auf dem Schwarzmarkt vermuten, sind blind auf diesem Auge.

Statt ihr Bestes zu tun, um eine Lösung für die Bargeldkrise zu finden, entschied sich unsere Regierung dazu, auch ein Stück des Kuchens zu kriegen. In November 2018 führte die Regierung einen 2% Steuer auf alle Überweisungen ein. Dies ist eine Menschenrechtsverletzung. Ich sage das, weil die Zimbabwer keine andere Möglichkeit haben, als „Digitalgeld“ zu gebrauchen, da sie von der Bank kein Bargeld erhalten. Wieso agiert eine Regierung, deren Aufgabe es ist, die Konsumenten zu schützen wie die Kapitalisten, die Bürger zu schröpfen?

Ich zeige mit einem Beispiel, eines Verdiensts von 100,- $.

Die Strafe fängt an in dem Augenblick in dem dein Geld auf dem Bankkonto landet. Die Bank nimmt sich monatliche Gebühren in Höhe von $5, um die restlichen $95 an einen Dienstleister zu überweisen; entweder muss man 2% Steuer an die Regierung zahlen oder eine Gebühr, um das Geld von der Bank an Ecocash zu überweisen oder eine Gebühr an Ecocash, um Geld von deinem Ecocash Konto zu einem anderen Ecocash Konto zu überweisen. Dies passiert jedes Mal, wenn du etwas überweist. Die Regierung, die Banken und Econet arbeiten zusammen, um den schon verarmten Zimbabwern das Geld, das sie, wenn sie Glück haben als Lohn bekommen, zu stehlen. Da sie alle von der „Bargeldkrise“ persönlich und als Institution profitieren, ist es unwahrscheinlich, dass sie sie lösen werden.

2019 taufte die Regierung der Bond Note in „RTGS Dollar“ um und gaben bei dieser Gelegenheit bekannt, dass er nicht mehr dem US$ gleichwertig war. Dann verbat sie den Gebrauch von Devisen, was das Ende der „Dollarisierung“ markierte. Das Volk verlor wieder. Dass Löhne und Gehälter längere Zeit in US$ fixiert waren bedeutete, dass wenn man 2010 US$500 verdient hatte, nach der Einführung des Bond Note verdiente man weiter ZW 500 (weil die Regierung lange darauf bestand, dass er gleichwertig mit dem US$ war. In Wahrheit bedeutete die Einführung der Bond Note eine  Wertminderung um 65%, obwohl die Regierung bei ihrer Behauptung blieb.

Die Einführung des RTGS$ und die Interbank-Rate  war eine noch größere Katastrophe. Die Regierung wird dir erzählen, dass sie die Gehälter der staatlichen Mitarbeiter verdoppelt habe. Was sie tatsächlich getan hat ist, Gehälter von durchschnittlich US$500 in 2018 in RTGS$ 1 000 zu verwandeln und die sind (interbank rate) US$58 wert. Das ist nicht nur eklatanter Diebstahl, sondern Menschenrechtsverletzung durch Kriminelle. Die Opfer dieser kriminellen Finanzpolitik können sich nicht mehr lebensnotwendige Dinge leisten, Lebensmittel, Gesundheitsfürsorge, Schulbildung,  sauberes Wasser.

Es könnte so aussehen, dass die Finanzpolitik von Zimbabwe durch Menschen gemacht wurde, die es nicht besser wissen. Das ist nicht so. Unsere Wirtschaft wird durch kriminellen Experten geleitet.

 

Übersetzung: Marian Lampe

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